Die beiden ARD-Reporter Diana Löbl und Peter Onneken schilderten mit eindrücklichen Bildern und einer spanischen Kunstlehrerin als Protagonistin die Arbeitsbedingungen in den deutschen Logistik-Zentren von Amazon:
In Spanien, Polen, Rumänien und anderswo mit falschen Versprechungen angeworben, werden die Wanderarbeiter dann hier in Deutschland nicht von Amazon selbst, sondern von der Zeitarbeitsfirma Trenkwalder angeheuert, zu Stundensätzen unter 9 € brutto. Es werden nur Zeitarbeitsverträge für das Weihnachtsgeschäft - mit täglicher Kündigungsfrist - ausgegeben mit dem Versprechen, dass die Beschäftigung bis zum 1.1.13 dauern wird. Tatsächlich erfolgt 3 Tage vor Weihnachten die Kündigung - alle Bestellungen soweit abgewickelt.
Untergebracht werden die Wanderarbeiter in - z.T insolventen - Feriensiedlungen, 6 einander unbekannte Arbeiter beiderlei Geschlechts auf 80 qm. Zuständig dafür ist die CoCo Job Touristik GmbH & Co. KG. Und damit auch niemand ausbricht aus der Hölle, gibt es eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung eines Überwachungsdienstes namens H.E.S.S, dessen Chef und einige seiner Mitarbeiter mit der rechtsnationalen Szene in Verbindung gebracht werden.
Das Presse-Echo ist gespalten:
Spiegel-Online
schildert die Arbeit der beiden Redakteure eindringlich und hebt prominent auf den Überwachungsdienst und dessen Nähe zum rechtsradikalen Milieu ab:
"Die ARD-Journalisten recherchierten weiter über die Sicherheitsfirma, die die Arbeiter des Online-Händlers überwacht und stießen auf zahlreiche Verbindungen zur rechten Szene. Amazon selbst konnte sich auf Anfrage von SPIEGEL ONLINE zu keinem der Vorwürfe äußern."Focus Online hingegen geriert sich als Verteidiger der freien Marktwirtschaft:
"Wenn in dem ARD-Film die Formulierung „moderner Sklavenhandel“ fällt, so geht dies meiner Ansicht nach zu weit. Amazon ist längst eine der großen Internet-Marken der Welt und zudem darauf angewiesen, auch fürs nächste Weihnachtsgeschäft wieder tausende Mitarbeiter gewinnen zu können – so unschön die Amazon-Lagerarbeit sein mag, der Konzern kann es sich gar nicht erlauben, illegal zu agieren.
Fragt sich: Muss ein Unternehmen wie Amazon mehr tun und beispielsweise höhere Löhne als vorgeschrieben zahlen (im Unterschied zum Apple-Konzern, der seine Lieferanten in China ebenfalls knapp hält, erzielt Amazon nur geringe Gewinnspannen)? Und: Wären wir Konsumenten wirklich bereit, höhere Preise zu bezahlen – oder würden wir dann bei der Lohndrücker-Internetseite nebenan einkaufen?"
FAZ-Net schließlich bringt es auf den Punkt:
"Amazon ist bekannt für seine kreative Buchhaltung und weist für sein Deutschland-Geschäft Verluste aus. Das schadet nicht nur dem deutschen Staat, sondern allen Wettbewerbern, die sich gegenüber ihren Mitarbeitern fair verhalten.Letzterem ist nichts hinzuzufügen.
Volkswirtschaftlich bringt das keinen Nutzen: Man kann seine Bücher beim örtlichen Buchhändler kaufen. Nur hat nicht Amazon diese Maschine gebaut, sondern die deutsche Politik. Sie erst hat den chinesischen Wanderarbeiter in Deutschland möglich gemacht. Warum das so ist, konnte am Mittwochabend in der ARD nicht geklärt werden. Die Frage ist aber auch überflüssig geworden. Die Politik kann es nämlich wieder ändern - und schon heute damit anfangen. "
Ich empfehle: Bücher Lentner im Rathaus in München. Der sprichwörtliche "Buchhändler vor Ort" und nicht der Marktbeherrscher Hugendubel. Bestellung im Internet möglich. Liefert nach Hause. Kostenlos! Deutschlandweit!! Na? Ist das 'ne Alternative?
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