Letzten Freitag hatte ich mich schon drum gedrückt, bei der Staatsanwaltschaft wegen einer Akte vorbeizuschauen. Zu wenig Zeit. Und Rosenmontag? Also ehrlich gesagt....! Ne! Aber heute, am Faschingsdienstag musste es sein. Denn morgen, am Aschermittwoch kommt der Mandant zur Besprechung.
Anruf bei der Geschäftsstelle. Es geht keiner hin. Anruf bei der Zentrale: Es müsste aber jemand da sein. Jedenfalls bis halb zwölf. Anruf bei einer anderen Nummer. Ständig belegt. Klar - Hörer liegt neben der Gabel.
Also schaue ich auf Verdacht vorbei. Die Akte liegt auf Zimmer 123 bereit. Geklopft. Keine Reaktion. Tür abgeschlossen. Auf 124 - niemand. Auf 125 - Schild: Vertretung 128.
Aus 128 kommt ein vielfältiges Lachen. Ich klopfe, mache auf, und da sitzen sie. Die ganze Serviceeinheit. Alle 18 Leute. Bei Cola, Fanta, Apfelschorle und Wiener Würstchen. Es ist Faschingsdienstag.
Und da komm ich daher wegen einer Akteneinsicht. Und was passiert? Die zuständige Dame steht klaglos auf und marschiert mit mir los. Und befreit mich von der Befürchtung, morgen mit dem Mandanten reden zu müssen, ohne den Akt vorher gesehen zu haben.
Was sie denn dafür kriegen, fragt die ganze Meute. Krapfen zum Nachtisch wären nicht schlecht. Ein Anwalt - ein Wort. Ich verspreche, welche zu besorgen und werde mit einem allgemeinen Lachen entlassen. Offensichtlich glauben sie nicht, dass ich liefere.
Unten am Ausgang lasse ich meinen Aktenkoffer bei der Wache stehen. Um die Ecke in der Sandstr. ist eine Bäckerei. Ich verkünde, die Justiz unter Krapfen setzen zu wollen und ernte wieder fröhliches Lachen. Bester Laune stellen wir eine Auswahl von 20 Stück zusammen. Verpackt in 18 und 2, damit die am Eingang auch was abkriegen.
Zurück bei der StA werde ich zum ersten Mal seit dem Mord im Amtsgericht Dachau nicht mit einem Metalldetektor abgetastet und muss auch keinen Anwaltsausweis vorzeigen. Eine lässliche Sünde, da ich vor 10 Minuten das Gebäude ja erst in anderer Richtung verlassen habe und jetzt mit einer Kiste Krapfen wiederkomme. Hocherfreut nehmen die zwei an der Wache ihre Ration entgegen.
Auf Zimmer 128 stöhnt man, weil schon wieder einer klopft. Als ich mit der Kiste Krapfen im Rahmen stehe, ist die Mannschaft erstmal platt. Und bevor sie sich von der Überraschung erholt haben, bin ich mit besten Faschingstagenwünschen schon wieder draußen. Schließlich muss ich mir diesen Akt noch reinziehen und will heute auch nicht ewig arbeiten.
Als ich zur Kanzleitür reinkomme, spricht grad jemand auf Anrufbeantworter: Vielen Dank nochmal für die Krapfen! Es war eine Fetzen Gaudi. Jede Menge Aprikosenmarmelade auf jeder Menge Pullovern.
Jetzt noch den Akt durchstöbern, und dann zieh ich auch los. Daheim wartet die Familie - und Kaffee und Krapfen.
(C) Foto Grey59 / pixelio.de
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