Mittwoch, 24. April 2013

FDP-Rösler: Uli Hoeneß eignet sich nicht mehr als Vorbild! Und wie war das mit Lambsdorff?

"Wer Steuern hinterzieht, kann kein Vorbild sein", so hat sich heute unser Vizekanzler, Wirtschaftsminister und FDP-Vorsitzender Philipp Rösler geäußert - und dagegen ist schwerlich etwas einzuwenden. Allerdings war diese Bemerkung nicht von tiefer moralischer Inbrunst getragen. Vielmehr wurde sie als Wahlkampf-Waffe gegen die SPD verwendet. Als nämlich SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück noch Finanzminister war, soll er sich angeblich gelegentlich auch Rat bei Uli Hoeneß gesucht haben - so jedenfalls berichtet aktuell Spiegel-Online. Rösler konstruiert damit also Steinbrücks Nähe zu einem Steuerhinterzieher - und damit sollte er als FDP-Vorsitzender doch ein wenig vorsichtig sein. Erinnern wir uns an die Fakten im Falle Lambsdorff:

  • 01.10.1977: Otto Graf Lambsdorff wird von Helmut Schmidt zum Bundeswirtschaftsminister berufen.
  • Nach der Bundestagswahl 1980 betreibt er maßgeblich den Bruch der sozial-liberalen Koalition mit. Der Bruch gelingt 1982.
  • Die FDP wechselt den Koalitionspartner. Am 4. Oktober 1982 wird Lambsdorff erneut Wirtschaftsminister.
  • Derweil ermittelt die Staatsanwaltschaft Bonn bereits fleißig in einem Strafverfahren, das später als "Flick-Affäre"in die Geschichte der BRD eingehen sollte.
  • Auf Antrag der Staatsanwaltschaft hebt der Bundestag am 2. Dezember 1983 die Immunität des amtierenden Wirtschaftsministers auf. Lambsdorff bleibt im Amt. Gegen ihn wird Anklage erhoben.
  • Erst als die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen wird, tritt er am 27. Juni 1984 zurück.
  • Am 16. Februar 1987 wird Lambsdorff zusammen mit dem Flick-Manager Eberhard von Brauchitsch und den ebenfalls ehemaligen FDP-Wirtschaftsminister Friderichs vom Landgericht Bonn wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe in Höhe von DM 180.000,00 verurteilt. Im Rahmen dieses Verfahrens gerät erstmals der Begriff "Pflege der politischen Landschaft"als Synonym für Bestechung und Vorteilsannahme in den allgemeinen Sprachgebrauch.
  • 1988, also nur ein Jahr nach seiner rechtskräftigen Verurteilung wählt die FDP Lambsdorff zu ihrem Vorsitzenden. Dieses Amt hat er bis 1990 inne.
  • Noch bis 1999 ist Lambsdorff FDP-Bundestagsabgeordneter.
  • Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundestag beruft ihn der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder als Beauftragter der Regierung, um Verhandlungen über Art und Höhe der Entschädigung für ehemalige NS-Zwangsarbeiter zu führen. Unter seiner Verhandlungsführung wird 2001 mit der Wiedergutmachung begonnen. Dafür erhält Lambsdorff den "Toleranzpreis des jüdischen Museums Berlin".
  • 1995 wird er Mitbegründer und bis 2003 Kurator und Vorsitzender des Fördervereins "Dom zu Brandenburg"und Mitglied des Domkapitels.
  • Von 1992-2001 ist er European Chairman der Trilateralen Kommission und ab 2001 dort Honorary Chairman.
  • Schließlich ist er auch Mitglied der Jury des Franz-Werfel-Menschenrechtspreises sowie Mitglied des protestantischen Johanniter-Ordens.
  • 1993 erhält er den "Orden des Heiligen Schatzes" mirt Schulterband.
  • Ferner erhielt er das Große Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband.
  • Weitere Auszeichnungen: Offizierskreuz der französischen Ehrenlegion, Ludwig-Erhard-Medaille (1999), Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (2000), Aufnahme in die Hall of Fame der deutschen Wirtschaft (2001), Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen (2006) und etliche weitere.

Lieber Philipp Rösler,
Du wirfst Steinbrück unbotmäßige Nähe zu einem Steuerhinterzieher vor. Deine eigene Partei und der ganze politische Betrieb hat damit wesentlich weniger Probleme, wie die Vergangenheit zeigt.

Lieber Uli Hoeneß,
mach dir um deine Zukunft keine Sorgen. Wie Du am Falle Lambsdorff siehst: Steuerhinterziehung schadet dem Ruf auf Dauer nicht. Sieh dir lieber alte Interviews mit Otto Graf Lambsdorff an. So frech, wie die er damals über alles hinweg gegangen ist, so kannst du das auch.

(C) Foto tokamuwi auf www.pixelio.de

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