Komisches Gefühl, wenn wieder einer aus der Generation vor mir von uns gegangen ist. Die Anzahl der Kaffee's, die wir miteinander - zusammen mit zahlreichen anderen Kollegen - in der Cafeteria des Amtsgerichts München an jenem Stammtisch getrunken haben, dem er in den "Briefen an die chinesische Vergangenheit" ein Denkmal setzte, kann niemand ermessen.
Die Wirkungen seines Oeuvres auf die bayerische Justiz allerdings sehr wohl: Die Justiz war beleidigt.
Beleidigt, dass die Akteure in "Ballmanns Leiden", insbesondere der "Herr im senfgelben Anzug" in der Realität so leicht zu identifizieren waren und erst recht beleidigt über die Aussage des "Dichterfürsten", als Amtsrichter verdiene er das, was er als Schriftsteller an Steuern zahlen müsse. Letztere Bemerkung, so das ont dit in den heiligen Hallen der Münchener Gerichte, soll ihn von jeglicher Beförderung innerhalb der bayerischen Justiz fürlange Jahre ausgeschlossen haben.
Und doch drehte er allen letztlich eine Nase. Indem er Honorarprofessor (für Literaturgeschichte) an der Uni München wurde und seine - zugegeben mitunter skurrilen - verkehrszivilrechtlichen Urteile fortan mit "Professor Rosendorfer - RiAG" unterschrieb. Was in der Justiz wiederum den Unmut über ihn nicht unwesentlich förderte.
Und schließlich entpuppte sich der damalige Justizminister des frisch aus der Taufe gehobenen Bundeslandes Sachsen Anhalt als Rosendorfer-Fan, der der Ansicht war, dass ein Querdenker von solchem Format seiner Landesjustiz gut zu Gesicht stünde. Und so geschah es, dass Professor Rosendorfer Richter am Oberlandesgericht Naumburg wurde. Kein Kommentar - nicht einmal ein schmallippiger - dazu aus der Münchener Justiz. Wir Anwälte verabschiedeten ihn damals mit einem breiten Lächeln.
Und das tue ich auch jetzt. Servus Rosendorfer - machs gut da drüben. Jetzt ist genug Zeit für die von Dir apostrophierten "transzendentalen Sportarten" wie "Spazierensitzen" und "Bart-wachsen-lassen". Man sieht sich - hoffentlich - aber erst später ;-)
Den Nachruf der Süddeutschen Zeitung auf Herbert Rosendorfer finden sie hier.
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